Die Wahl des fahrbaren Untersatzes für unser Abenteuer Transafrika stellte mich vor eine schwierige Entscheidung. Das Fahrzeug soll nicht nur Fortbewegungsmittel und der wichtigste Player bei so einem Vorhaben sein, sondern es muss auch ein angenehmes Zuhause für eine sehr lange Zeit bieten.

Die Anforderungen an ein Expeditionsfahrzeug sind sehr umfangreich. Ein Vehikel, welches alle notwendigen Ausrüstungsfeatures von Haus aus beinhaltet, sozusagen die eierlegende Wollmilchsau, gibt es leider nicht.

Beim Setzten der Prioritäten scheiden sich grundsätzlich die Geister. Deshalb habe ich für mich persönlich und einigermaßen unbeeinflusst entschieden, was mir wichtig ist und alle Arbeiten am Bus darauf aufgebaut.

Ich möchte euch meine Überlegungen dazu kurz zusammenfassen:

Ausgangsbasis für ein Expeditionsfahrzeug sind die Geländeeigenschaften. Dazu zählen unter anderem folgende: Bodenfreiheit, Wattiefe, Böschungs- und Rampenwinkel, Verschränkung, sowie Allradantrieb und Differentialsperren.
Der VW T3 syncro ist in all diesen Punkt nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.

Der nächste Punkt richtet sich an die Größe des Fahrzeuges und den Komfort, den man haben möchte. Klar, wenn man sich dazu entscheidet, für ein Jahr lang auf kleinstem Raum zu leben, dann nimmt man sehr viele Kompromisse in Kauf und verzichtet auf seinen gewohnten Wohnkomfort, das gehört zu so einem Abenteuer dazu. Jedoch war es für meine Frau und mich dennoch immer wichtig, ein mobiles Zuhause zu schaffen, welches einen gewissen Wohlfühlfaktor ermöglicht.

Das Angebot reicht vom Landrover Defender mit Dachzelt bis hin zum Expeditions-LKW. Und hier sind wir genau an dem Punkt, wo der VW T3 für mich unschlagbar ist: Er bietet ausreichend Platz für alles was man im Alltag braucht (Bett, Küche, Kästen etc.) und das Hochdach ermöglicht es sogar im Bus aufrecht zu stehen, was ein ausschlaggebender Grund für die Nachrüstung eines solchen Daches war. Gleichzeitig ist aber das Fahrzeug noch klein und wendig genug, um auch Städte und enge Straßen problemlos befahren zu können.

Nach reichlicher Überlegung und Abwägung von positiven und negativen Eigenschaften haben wir uns dann für den VW T3 syncro mit Hochdach, Schlechtwegepaket und Hinterachssperre entschieden.

So und jetzt komme ich zum spannenden Teil dieses Berichtes: Hier seht hier nun, was ich die letzten 4 Jahre so gemacht habe 😉

Hier seht ihr den „Urzustand“ des Busses:

Eingangs habe ich erwähnt, dass es kein Fahrzeug gibt, welches zu 100% dem optimalen Expeditionsmobil entspricht. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten: du kannst diese Tatsache akzeptieren und mit gewissen Defiziten leben, oder du bist Perfektionist, so wie ich, und baust dir dann dein Fahrzeug so um, wie du es haben möchtest. Ich habe mich für zweiteres entschieden und bin heute stolz darauf, ein Unikat bei mir vor der Haustüre stehen zu haben. Ich möchte an dieser Stelle noch dazusagen, dass ich zwar immer schon sehr technikaffin war, aber von Berufswegen noch nie etwas mit Kraftfahrzeugen zu tun hatte. Aber nach dem Motto „lernen kann man alles“, ging ich das Vorhaben Busumbau an und möchte euch nun einen Überblick geben, was ich alles gemacht habe:

Die ersten Veränderungen galten der Verbesserung der Bodenfreiheit, die nur mit größeren Rädern erhöht werden kann. Ich habe mich für 16“ Alufelgen mit 225/75 Bereifung entschieden.
Die Alufelgen haben ausreichend Traglast und sind bei sechs Reifen (zwei Ersatzräder) auch noch ca. 18kg leichter als die 16“ Stahlfelgen.
Auf einer Afrika-Durchquerung würde man eigentlich verschieden Reifen benötigen: Sand-, Straßen und Schlammreifen. Nachdem das Platzangebot aber nicht unendlich ist, habe ich mich für Schlammreifen entschieden, da es sich im Sand leichter als im Schlamm schaufelt ;).

Die größeren Räder verlangen dem etwas unterdimensionierten Turbodiesel-Motor einiges ab.
Der Bus ist zwar mit der 16“ Bereifung noch fahrbar, aber er zieht bekanntlich nicht mehr die Wurst vom Brot. Also hab ich mich gleich entschieden, den Motor durch ein leistungsfähigeres Aggregat zu ersetzten. Da es verschiedenste Umbaumöglichkeiten im T3 gibt, habe ich mich nach folgenden Kriterien für den 2L Benzin Motor mit 85 kW entschieden: Der neue Motor sollte so einfach wie möglich aufgebaut sein, zudem auch kostengünstig in der Anschaffung sowie bei der Beschaffung von Ersatzteilen und er muss eine adäquate Leistung und wegen der etwas anfälligen Getriebe nicht mehr als 200Nm Drehmoment haben.

Beim Motorumbau habe ich auch gleich noch die Kupplung durch eine Tdi-Kupplung mit größerem Schwung für ein besseres Kupplungsverhalten und mehr Laufruhe ersetzt. Durch die Veränderung der Schwungscheibe musste die Kupplungs-Glocke und das Trennblech angepasst und für Wasserdurchfahrten neu abgedichtet werden. Die Kupplungsleitungen wurden erneuert und durch Stahlflexleitungen ersetzt.

Die eingebauten Getriebe wurden durch welche mit längerer Übersetzung und einer zusätzlichen Vorderachssperre ersetzt und anschließend beim Instandsetzer überholt und anpasst. Es wurden sogenannte Südafrika-Ölleitbleche für ein besseres Schmierverhalten verbaut, sowie eine Tdi-Eingangswelle für die Tdi-Kupplung. Am Vorderachsgetriebe wurde das wichtigste Bauteil, die Viscokupplung, welche die Kraftverteilung zwischen der Hinter- und Vorderachse regelt, durch die Visco-Werkstatt Kern verbessert und meinen Zwecken entsprechend angepasst. An der Vorderachse liegt dadurch nun um ein Drittel mehr Drehmoment an und die „Längssperre“ wird früher eingeleitet.

Weil es gut gepasst hat, habe ich auch die Motorlagerung durch zeitgemäße Hydrolager ersetzt. In der Luftansaugung wurde ein Zyklonfilter installiert und für eine höhere Wattiefe wurden die Getriebeentlüftungen höher gelegt.

Nachdem nun schon der halbe Wagen auseinandergebaut und viele Teile erneuert wurden, habe ich noch alle Achsteile pulverschichten beziehungsweise tauchlackieren lassen. Anschließend wurden alle Lager und Gelenke erneuert.

Nach sämtlichen Umbauten waren dann nur noch die Bremsanlage und das Fahrwerk in Originalzustand. Ich habe mich dazu entschieden, dass auch diese Komponenten nach 25 Jahren der Vernachlässigung etwas Zuwendung verdient haben. Also habe ich die Trommelbremse an der Hinterachse komplett erneuert und um etwas mehr Bremsleistung zu erzielen, einen größeren Radbremszylinder verbaut. Die wieder einmal etwas unterdimensionierte Bremsanlage an der Vorderachse wurde durch eine Audi A6 Bremsanlage ersetzt. Statt der originalen Vollscheibe verrichtet nun eine innenbelüftete 312mm Bremsscheibe mit Keramikbeläge und einer Endlosnut für besseres Nassbremsverhalten ihren Dienst. Die Bremsleitungen hatten auch schon bessere Zeiten gesehen und wurden deshalb erneuert und durch zeitgemäße Stahlflexbremsleitungen ersetzt.

Das originale Fahrwerk habe ich entfernt und ein speziell für den T3 syncro entwickeltes Gewindefahrwerk mit verstellbarer Dämpferkraft verbaut, für welches auch unzählige Wellblechpistenkilometer kein Problem darstellen sollten.

Als eine der letzten Arbeiten habe ich die Lenkung überholt und das bestehende Lenkgetriebe durch ein hydraulisch unterstütztes ersetzt.

Nach all diesen Umbauten war der erste Meilenstein erreicht: Der T3 befindet sich in einem TOP-Zustand was die technische Seite betrifft. Durch den Einbau sämtlicher Neuteile, kann man den Wagen als neuwertig betrachten.

Dieses war aber nur der erste Streich, weiter ging es mit dem Innenausbau – der Bus soll ja nicht nur fahren, sondern muss auch ein entsprechendes Innenleben haben. Neben dem Campingausbau stand die Ausrüstung mit diversen Features als nächstes am Programm. Dazu zählen:

  • Isolierung des Innenraumes
  • Umrüstung auf ein Camping-Hochdach
  • Anbringung einer Solaranlage
  • Verbau einer Seilwinde
  • Zusatztanks
  • Reserveradträger am Heck

Abschließend möchte ich euch noch einen Überblick über den Innenausbau geben.
Der Bus hatte ja in seinem Urzustand eine Innenausstattung, aber dabei handelte es sich um eine Werkstattausrüstung und diese wurde daher gleich nach Ankauf des Busses heraus gerissen und entsorgt.

Nachdem ich die Karosserie mit Antidröhnmatten und Extremisolator verkleidet habe, für eine optimale Schalldämmung sowie Wärmeisolierung, ging es an den Bau der Bettkonstruktion. Alle Wände wurden vorher mit Kunstleder ausgekleidet. Über der Fahrerkabine habe ich einen Dachkasten verbaut, der viel Platz für das Verstauen diverser Gegenstände bietet. Das Bett besteht aus einem fix verbauten Boden und zwei flexiblen Brettern, die vor dem Schlafengehen ausgezogen werden. Die Matratze selbst ist auch neu, ich habe Schaumstoff gekauft und mit strapazierfähigem Stoff beziehen lassen.

Im unteren Bereich über dem Motorraum befindet sich eine Sitzecke, die bei Bedarf zu einem weiteren Bett umgebaut werden kann.
Darüber hinaus gibt es mehrere aus Pappelholz und Resopalplatten selbstgebaute Kästen, eine Spüle, eine Kochstelle und eine Campingtoilette für den Notfall. Alles Marke Eigenbau.

Für das schräge Dachfenster über dem Fahrerraum und das Fenster im Innenraum haben wir Verdunklungsvorhänge nähen lassen, ebenso für die räumliche Trennung von Fahrer- und Innenraum. Dieser Trennvorhang bietet einerseits Sichtschutz, andererseits auch vollständige Verdunkelung, damit einem angenehmen Schlaf nichts mehr im Wege steht.

Erst wollte ich nur einen groben Überblick über das Fahrzeug geben, aber ich habe mich ein bisschen verzettelt und dann doch einen etwas umfangreicheren Umbaubericht verfasst. Aber im Vergleich zu 4 Jahren Arbeit, sind diese paar Zeilen dann doch wieder relativ straff gehalten.