Blogeintrag 07

Es war soweit, die nächste Premiere stand am Programm – der erste afrikanische Grenzübergang. Karli war gespannt wie das ablaufen wird, ich hatte mit starker Nervositätsübelkeit zu kämpfen. Aber letztendlich wird in diversen Berichten über diese Grenze etwas zu heiß gekocht und alles verlief absolut problemlos und flott.  

Karli ließ am 25.04. um 18:30 Uhr Ortszeit (MEZ Sommerzeit -2h) erstmals in Mauretanien Luft aus den Reifen – einen Tag früher als geplant sind wir angekommen in der fast menschenleeren Sahara, mit allem was dazu gehört: sengender Hitze untertags, einem atemberaubenden Sternenhimmel und absoluter Stille in der Nacht, einem unbeschreiblichen Glücksgefühl rund um die Uhr und Sand, viel Sand …. sehr viel Sand …

Aber zuerst gibt es eine Zusammenfassung der Grenzformalitäten:

Wie fuhren weiter auf der N1 durch die Westsahara bis zur „Endstation“, dem Dorf Guerguarat, wo sich der marokkanische Grenzposten befindet. Nachdem wir an der Tankstelle unmittelbar vor dem Grenzposten nochmal alle Tanks mit billigem Benzin auffüllten, fuhren wir durch das bewachte Einfahrtstor in den Grenzbereich, wo ein Polizist unsere Pässe kontrollierte. Weiter ging es zum Zoll, wo wir Ausreise-Datenblätter ausfüllten und abstempeln ließen. Anschließend mussten wir durch den Scanner, wo unser Bus geröntgt wurde. Hier versagte fast mein Kreislauf, immerhin hatten wir ja illegalerweise eine Drohne im Gepäck, ich sah uns schon hinter Gitterstäben sitzen 😉 Es wurden der Zulassungsschein, das Zolldokument fürs Fahrzeug, das wir bei der Einreise nach Marokko bekamen und unsere Reisepässe kontrolliert. Abschließend wurde noch ein Spürhund durchs Auto geschickt. Nachdem auch der die Drohne nicht erschnüffelte und uns sein OK gab, bekamen wir den Ausreisestempel in unsere Reisepässe. Am Ende des Grenzgeländes gab es noch einen finalen Check der Polizei und unsere Daten wurden in ein Buch eingetragen. 1h15min nach Ankunft am marokkanischen Grenzposten waren die Ausreiseformalitäten erledigt und wir fuhren durch das 4km lange Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien. Außer zahlreichen Autowracks, teilweise noch mit Kennzeichen dran, gab es dort nichts Spannendes zu sehen.

Nach ungefähr einem Kilometer Asphalt führte die Strecke weiter auf einer sehr schlechten Piste zum mauretanischen Grenzposten. Nach unserer Ankunft dort sprach uns ein Grenzhelfer an und machte uns das Angebot, für 10 Euro die Arbeit für uns zu erledigen, Karli handelte ihn noch auf 50 Dirhams runter. Anfangs wollten wir keinen Fixer nehmen, aber der Bursche sprach ausgezeichnet Englisch, machte einen netten Eindruck und nachdem wir vermeiden wollten, im Grenzbereich übernachten zu müssen, nahmen wir dann doch seine Hilfe an um es vor Dienstschluss noch über die Grenze zu schaffen.

Alles ging sehr schnell: Autodurchsuchung, Visaausstellung, Ehrenerklärung, Abschluss einer Haftpflichtversicherung, mehrmalige Passkontrolle zwischendurch, ich kam gar nicht ordentlich dazu alles genau aufzuschreiben. Die letzte Station war das Büro vom Patron, der uns zu unserer Reiseroute befragte und sich Notizen machte. Das war wirklich witzig, wir verstanden kein einziges Wort von dem was er sagte, gaben auf gut Glück irgendwelche Antworten, aber dieser Herr war wirklich sehr sympathisch und war uns auch gar nicht böse, dass wir über sehr wenig Französisch verfügen – wobei ich gar nicht weiß, ob er überhaupt französisch gesprochen hatte. Wir bekamen dann einen Dolmetscher zur Verfügung gestellt, der auf Englisch übersetzte. Wir beschrieben ihm unsere geplante Route und der Boss strahlte übers ganze Gesicht. Wir hatten das Gefühl, dass er eine Freude hatte, dass wir sein Land bereisen wollen und nicht nur entlang der Küste in den Senegal fahren. Abschließend bekamen wir unseren Einreisestempel in den Pass und nach einem „Welcome to Mauritania!“ wurden wir um 18 Uhr Ortszeit aus dem Grenzgelände entlassen.

Aus- und Einreise dauerten in Summe nur zweieinhalb Stunden und wir starteten noch am selben Tag unsere große Etappe entlang der Erzbahnlinie in die Oase Atar, 450 km auf Piste, wobei der größte Teil aus Sand besteht, mal weicher, mal fester. Wir bogen nach der Grenze ab Richtung Nouakchott und zweigten nach 60 km links ab auf die Piste Richtung Atar, Asphalt war ab sofort Geschichte.

Wir verbrachten die erste Nacht in Mauretanien hinter einer Düne auf sehr sandigem Untergrund und der Wind wehte ganz ordentlich. Immer wieder knarrte die Handbremse einige Minuten lang, dann sank der Bus wieder etwas weiter ein in den Sand.

Zum Glück ließ der Wind an den folgenden Tagen nach und wir hatten optimale Bedingungen für unsere erste Sahara-Expedition.

Die Piste führt durchgehend entlang der Gleise, die Orientierung war somit einfach. Nicht immer einfach war jedoch die Durchquerung teils tiefer Sandfelder, Schaufel und Bleche mussten einige Male ihren Dienst erweisen. Hier ein paar Eindrücke …

Die Strecke war bis auf zwei größere Dörfer und mehrerer kleiner Ansammlungen teils verlassener Nomadenzelte sehr einsam. Spuren anderer Autos waren nur selten zu erkennen, wir mussten uns unseren Weg durch den Sand oft selbst suchen. Diese Tour war ein wunderschönes Erlebnis, wir trafen während der Fahrt auf kein einziges Auto, nur zwei Polizeicheckpoints in den beiden Dörfern deuteten auf so etwas wie Zivilisation hin. Es war einfach unglaublich, kaum zu beschreiben, weder in Worten noch in Bildern, das muss man selbst erleben. Für uns beide war die Sahara ein Mysterium, die größte Wüste der Welt, hier mitten drin zu sein war eine groteske Situation.

Damit ihr auch ein bisschen Wüstenfeeling bekommt, reichen wir euch ein Video nach, sobald mobile Daten wieder etwas günstiger zu erwerben sind (Kosten in Mali: 5000 CFA für 2 GB).

Wichtige Info: In diesem Video seht ihr den längsten Zug der Welt mit bis zu vier Triebwägen und 200 Erzwaggons. Der Zug transportiert in der Mine bei Choum abgebautes Eisenerz auf 700 km nach Nouadhibou in den Hafen.

Nach vier einsamen Tagen sind wir in der Oase Atar angekommen, unsere Anlaufstelle war das Camp Bab Sahara, welches als Globetrotter-Treffpunkt gilt. Bei unserer Ankunft war allerdings noch wenig Globetrotterfeeling zu spüren, wir waren die einzigen Gäste. Ab dem nächsten Tag trafen aber wie am laufenden Band andere Reisende ein: Hans und Erwin, zwei Motorradfahrer aus Österreich auf dem Weg nach Dakar, am gleichen Tag noch Manfred und Andrea, zwei Deutsche mit einem Mercedes Sprinter unterwegs nach Mali, kurz später Gabriel, ein junger Deutscher, der per Anhalter und Taxi am Weg von Dakar zurück nach Berlin ist. Am darauf folgenden Tag kam Tobias an, ein Deutscher mit einem Expeditions-LKW, ebenfalls am Weg nach Südafrika und zwischendurch kam immer wieder ein Chinese ins Camp, der eine Mitfahrgelegenheit zum Guelb er Richat sucht, dem „Eye of the Sahara“. Es würde uns interessieren, ob er mittlerweile eine gefunden hat. Dieser Kerl ist für uns ein Held. Er reist seit 2015 mit Bus und Bahn um die Welt und hat mittlerweile fast alle Länder in Afrika besucht. Er hat uns erzählt, dass er zu 99% der Zeit alleine reist und noch nicht weiß, wann er nach China zurückkehren wird. Wir hoffen sehr, dass wir ihn nochmal irgendwo treffen, das ist wirklich ein ganz interessanter Mensch, sehr schlau und extrem lustig. Er hat uns erzählt, dass er auch schon in Somalia war um nachzusehen, ob das mit den Piraten dort wirklich so schlimm ist.   

Im Bab Sahara blieben wir insgesamt vier Tage und genossen die Zeit mit den anderen Reisenden. Wir saßen die meiste Zeit zusammen und unterhielten uns, die Stimmung war so wie bei einem unserer früheren Gruppenurlaube, nur ohne Alkohol 😉 Das Camp hat uns sehr gut gefallen, es ist sehr liebevoll angelegt, mit schattenspendenden Bäumen und vielen Sitzgelegenheiten …

Wir verließen das Bab Sahara und machten uns gemeinsam mit Tobias auf den Weg zu unserer nächsten Sonderprüfung, der Runde um den Erg Amatlich. Da diese Tour betreffend Schwierigkeit eine Steigerung zur Erzbahnstrecke darstellt, kam uns das recht gelegen, dass Tobias entschied mit uns gemeinsam zu fahren. Erstens gibt es eine gewisse Sicherheit im Falle von Pleiten, Pech und Pannen und zweitens ist es eine gute Abwechslung mit anderen Overlandern unterwegs zu sein.

Alles weitere zur Erg Amatlich Tour gibt’s im nächsten Eintrag.

Liebe Grüße aus der Hauptstadt Nouakchott,

A+K

Kategorien: Mauretanien

2 Kommentare

Martina Wöhler · 19. Mai 2018 um 0:29

Hallo Alex und Karli , toller Bericht und schöne Fotos in eurem Blog ! Wir haben unser Treffen an der plage blanche genau so genossen, wie ihr und freuen uns nun, von euch zu lesen ! Mauretanien hört sich spannend an ! Unsere Reise ging auch sehr spannend weiter, nun sind wir wieder Zuhause 🎈 wir senden euch herzliche Grüße und warten auf den nächsten Eintrag im Blog 👍 Daumen drücken für den Bus, geniesst diese Reise 🙋 viele Grüße von Martina und Hans Peter und Lupo 🐺

Robert Pucher · 19. Mai 2018 um 20:21

👍😊

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