Blogeintrag 15

Nigeria TEIL 3: Außer Spesen nix gewesen

Auch sonst war unsere Fahrt durch Nigeria ein recht skurriles Abenteuer. Dass zwar der Großteil der Bevölkerung davon nix hat, wussten wir, aber da Nigeria am afrikanischen Kontinent immerhin die größte Volkswirtschaft nach Südafrika ist, erwarteten wir uns eine entsprechende Infrastruktur. Der Highway im Süden zwischen Abeokuta und Benin City war durchaus gut. Streckenweise zierten große Schlaglöcher die Straße, aber wir schafften die gesamte Strecke (309 km) immerhin an einem einzigen Tag.

Hier ein paar Eindrücke unserer Fahrt …

Angekommen im Hotel, starben wir fast vor Hunger. Ich sagte zu Karli, dass ich gerne im Hotel essen möchte und so gingen wir ins hoteleigene „Restaurant“. Wir setzten uns und bekamen eine Speisekarte. Karli ging nochmal zurück ins Zimmer und ich bestellte in der Zwischenzeit Spaghetti mit Huhn. Als Karli zurückkam, bestellte er dasselbe. Kurz darauf kam die Kellnerin zurück und sagte „I´m sorry, Spaghetti are finished“. Ich bekomme meine Spaghetti schon, aber eine zweite Portion gibt es nicht mehr. Alles klar. Was gibt es sonst? Sonst gibt’s eigentlich nichts, klärte uns die Kellnerin auf. Vielleicht Pommes? Ja, Pommes gibt’s. Also Spaghetti mit Pommes? NEIN! Spaghetti gibt es doch keine mehr, bitte nur Pommes. Irgendwann gab es dann tatsächlich Spaghetti mit Hendlhaxen aus der Mikrowelle für mich und eine Kinderportion Pommes für Karli – ohne Spaghetti. Etwas genervt gingen wir nach dem Essen ins Bett.

Da wir keine Vorräte mehr hatten, gingen wir am nächsten Morgen wieder ins Restaurant, am Vorabend sahen wir in der Speisekarte auch Frühstück. Wir setzten uns, die Frage der Kellnerin ob wir eine Speisekarte haben möchten, beantworteten wir mit „Yes, please.“

Wir bestellten beide Cornflakes und einen Kaffee. „Sorry, Cornflakes are finished“. Was gibt es sonst? Getoastetes Brot. Ok, wir bestellen also Toastbrot und etwas Butter und Marmelade dazu. „No, there is no butter or jam“. Warum haben wir eine Speisekarte bekommen, wenn es nichts zu essen gibt? Wir bestellten also nichts zu essen, nur Tee für mich und Kaffee für Karli. Wir bekamen daraufhin zwar keinen Tee, aber dafür zwei Kaffee und ich bestellte Toastbrot zum Mitnehmen, Butter und Marmeladen haben wir eh im Bus. Ein paar Minuten später kam die Kellnerin zurück und sagte „I´m sorry, bread is finished“. Das ist doch nun wirklich ein schlechter Scherz…. Wir verließen das Hotel ohne Frühstück und fuhren auf der Weiterfahrt zu einem Supermarkt. Strom gab es im Supermarkt nicht, zu Essen auch nix gescheites, Karli kam mit Keksen, Chips und Cracker wieder zurück. Gesund würde Nigeria nicht werden, aber vielleicht gibt es ja im nächsten Hotelrestaurant wieder etwas mehr Auswahl.

Wir fuhren am zweiten Tag bis Ikom, 27 Kilometer vom großen Grenzübergang nach Kamerun entfernt, der aber wegen der Konflikte im angrenzenden anglophonen Teil des Landes für Touristen derzeit gesperrt ist. Wir fanden ein Hotel, das einen recht sauberen Eindruck machte. An der Rezeption sagte uns eine Dame, dass es im Hotel ein Restaurant mit nigerianischem Essen gibt, wir sollen doch dorthin gehen und uns bekochen lassen. Wunderbar, das hörte sich gut an. Im Restaurant, einem charakterlosen, schmutzigen Raum ohne Fenster, saß eine unmotivierte Kellnerin. Wir setzten uns und studierten die Speisekarte. Was wir ursprünglich bestellen wollten, wissen wir nicht mehr, jedenfalls gab es das nicht … surprise surprise … offensichtlich hat nicht nur das Hotel in Benin City ein Versorgungsproblem, sondern das ganze Land?! Die nette Dame bot uns Reis mit Hähnchen an. Das Essen ist in 20 Minuten fertig, diese Auskunft klang nach „könnt ihr bitte gehen und in 20 Minuten wieder kommen?“, also setzten wir uns in die angrenzende Bar und bestellten ein Bier und ein Cola und tatsächlich gab es auch beides. Pünktlich gingen wir zurück ins Restaurant und nach ein paar Minuten kam die Kellnerin genervt zu uns und sagte, dass sie uns das Essen ins Zimmer bringen wollte, aber wir waren nicht da, jetzt war der ganze Weg umsonst. Nicht unser Problem, wir entfernten die Plastikfolie von den Tellern und staunten, wie gut das doch aussah. Nach dem ersten Bissen brannte es jedoch lichterloh in Mund und Speiseröhre, das Huhn dürfte tagelang in Chilisauce eingelegt worden sein, der Reis war voll mit kleinen grünen Chilis. Karli ist was Schärfe betrifft normalerweise schmerzbefreit, aber hier hatte sogar er zu kämpfen. Wollen die uns umbringen? Das Huhn ließen wir beide am Tellerrand liegen, ich fischte die Chilis heraus und konnte so zumindest den Reis essen um meinen Hunger zu stillen.

Habe ich schon erwähnt, dass es in Nigeria nur in der Nacht Strom gibt? Ja richtig, untertags versorgt man sich über Generatoren mit Strom, die Luft ist dementsprechend schlecht. Kurzes Zwischenfazit: Keine Nahrung, kein Strom, schmutzige Luft, aber dennoch streckenweise eine sehr schöne Landschaft …

Am dritten Tag fuhren wir von Ikom weiter nach Takum, eine weitere Tagesetappe stand am Programm. Wir verließen im Ort Katsina Ala die gut asphaltierte Hauptstraße und bogen ab Richtung Takum. Wir passierten einen Panzer im Kreuzungsbereich, aus dessen Innerem die Mündung einer AK47 herausblitzte. Hier sind wir also sicher. Zwischen Ikom und Takum passierten wir insgesamt 65 Checkpoints, die meisten zwischen Katsina Ala und Takum. Die Straße war schlecht, einst Asphalt, sind heute weitgehend nur noch Schlaglöcher mit Asphaltresten übrig.

In Takum fuhren wir in ein Guesthouse, diesmal gleich ohne Restaurant, sehr gepflegt mit freundlichem Personal. Karli besorgte sich im Ort eine SIM Karte, damit wir mit unseren Freunden Jan, Serge und Joris Kontakt aufnehmen konnten, die in der nächsten Stadt auf uns warteten. Kurz nachdem Karli zurück war, kamen zwei Männer zu Besuch und interviewten ihn, was wir hier machen, wie wir hier hergekommen sind, welche Route wir weiterfahren und so weiter. Es stellte sich heraus, dass die beiden von der nigerianischen Immigrationsbehörde sind. Wenige Zeit später kam auch der Chef dieser Behörde dazu. Die Männer sagten uns, dass die Strecke von Katsina Ala nach Takum ein Hotspot für Kidnapping ist und somit brandgefährlich. Der Chef bestätigte uns aber dann, dass die Fahrt nach Gembu und zur Grenze sicher sei und telefonierte sogar mit den Grenzbeamten um sicher zu gehen, dass wir ohne Probleme dort das Land verlassen können. Sollten wir Hilfe benötigen, können wir uns jederzeit telefonisch melden. Ich fühlte mich danach etwas besser und freute mich auch darauf, die anderen in Gembu, dem nächsten Etappenziel, wieder zu treffen.

Weiter geht´s in Teil 4 …

Kategorien: Nigeria

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*