Blogeintrag 14

Nigeria TEIL 2: Von Roadblocks und anderen Schikanen

Fünf Tage sind zwar in Ordnung, herumtrödeln durften wir trotzdem nicht. Also machten wir uns sofort auf den Weg Richtung Kamerun, 1200 Kilometer lagen vor uns. Unsere letzten CFA hatte Karli noch in Benin in Naira umgetauscht, wir wollten nur noch schnell tanken. Eine Tankstelle war schnell gefunden, der Benzinpreis von umgerechnet 30 Cent pro Liter entschädigte unseren harten Start in den Tag. Während Karli tankte, kam ein schräger Mann auf uns zu, der zeitgleich mit uns an der Tankstelle angekommen war, beziehungsweise uns wahrscheinlich dorthin gefolgt war. Zuerst schrie er irgendein wirres Zeug aus seinem Auto heraus. Dann kam er zu uns und sagte lautstark und mehrmals hintereinander „give me something“. Kein „How are you?“, nein, nur „give me something“ und er wurde richtig zornig dabei. Dann meinte er, dass wir ihm nachfahren sollen, er fährt auch in die nächste Stadt, Abeokuta. Irgendwie schafften es der Tankwart und Karli ihn am Ende noch abzuwimmeln und er ging zurück zu seinem Auto und tankte. Etwas später trafen wir ihn auf der Straße noch einmal, er blieb aber zum Glück nicht mehr stehen, was ziemlich sicher an dem lag, was nun auf uns wartete: Checkpoints alle 500 Meter.

Yes, wir waren in Nigeria angekommen. Wer genau kontrolliert, weiß man nicht. Manche Männer tragen Uniformen, manche nicht. Zwischen „echten“ Uniformierten und Jungs, die nur aus Langeweile Polizei spielen, konnten wir Anfangs auch nicht recht unterscheiden. Auf den ersten 60 Kilometern zwischen der Grenze und Abeokuta zählten wir 29 Checkpoints. Die meisten fragten nach Geschenken, ließen uns aber dann auch ohne dem Überreichen eines solchen weiterfahren. Zwischen „ok, no problem, have a good journey“ und „YOU HAVE TO GIVE US SOMETHING!!!!“ war alles dabei, manchmal wurden wir sofort durchgewunken, manchmal stoppten wir für einen kurzen Smalltalk, ein paar Mal waren die Kontrollen lästig, aber wir schafften sie alle und mussten nie etwas geben. Einmal durchsuchte ein Beamter der „Verkehrsbehörde“ unseren Bus, aber nur rein aus Neugier. Ein anderes Mal wusste selbige Behörde nicht ganz, was sie mit unserem Carnet de Passage anfangen soll. Es lief aber immer aufs Gleiche hinaus: Wer auch immer kontrollierte, alle waren neugierig was wir hier machen und was sich im Inneren den Busses befindet. Wir versuchten stets freundlich zu bleiben, auch wenn das nach der fünfzigsten Kontrolle am Tag nicht immer leicht war.

Hier geben wir euch eine kurze Zusammenfassung des Checkpoint-Marathons:

Wer kontrolliert?

1.       Militär

2.       Spezialeinheit der Polizei

3.       Mobile Polizei

4.       Immigration Service

5.       Zoll

6.       Verkehrsbehörde

7.       Dorfchef

8.       Jugendbanden

Die Architektur der Checkpoints selbst ist auch eine interessante Sache. Je nach Verfügbarkeit von Material wird versucht, die Straße abzuriegeln. Auf Basis von „Professionalität“ in der Errichtung der Barrieren konnten wir vage Rückschlüsse auf die Seriosität der Kontrolleure ziehen:

1.       Sauber errichtete Straßenbarrikade mit Sandsäcken und Geschützstellungen

2.       Absperrung mit Autoreifen und Ölfässern

3.       Gut erhaltene mobile Nagelbretter, Nägel sind aufrecht eingeschlagen und stehen jeweils parallel zu einander

4.       Baumstämme mit Seil zum Wegziehen

5.       Selbst gebastelte Nagelbretter (windschiefe Nägel, keine strukturierte Anordnung) und Holzstecken

In Summe kamen wir bei unserer Nigeria-Durchquerung auf 174 sogenannte „Roadblocks“.

Weiter geht´s in Teil 3 …

Kategorien: Nigeria

1 Kommentar

Gugerli Peter · 21. Juli 2018 um 22:06

Hoffentlich habt ihr auch einmal ein freudiges Ereignis in diesem Land!
Toi-toi-toi und sichere Weiterfahrt wünscht euch
Peter & Chu

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